Geburtstagsfeste

im Atelier & Museum

Wasserleitungsrohr aus Ton © Landessammlungen NÖ, Archäologischer Park Carnuntum (Photo: N.Gail)

Die Wasserversorgung antiker Städte war ein wesentlicher Bestandteil ihrer Infrastruktur. Tausende Menschen mussten täglich mit frischem Trinkwasser versorgt werden, um das römische Leben in seiner damaligen Form zu ermöglichen. Wasserleitungen (lateinisch: aquae ductus) wurden genutzt, um frisches Wasser aus Quellen und Brunnen, sowohl oberirdisch als auch unterirdisch, von außerhalb in die Siedlungen zu bringen. Diese Leitungen wurden sorgfältig geplant und gebaut, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden und gleichzeitig kapazitätstechnische und hygienische Anforderungen zu erfüllen. Um Wasser über weite Strecken zu befördern, wurden sie oft unterirdisch verlegt, um sie vor Eingriffen oder Verschmutzung zu schützen, war doch ein Angriff auf die Wasserversorgung oft das einfachste und effektivste Druckmittel für feindliche Armeen.

Die Durchführung brachte mitunter die beeindruckendsten Werke römischer Baukunst hervor: Das technische Know-how umfasste Zuführen, Speichern und Verteilen von Wasser, oft unter erheblichem baulichem und organisatorischem Aufwand. Für die Zufuhr von Frischwasser (bzw. die Ableitung von Abwasser) mussten Gefälle, Wasserdruck und Wassermenge stets berücksichtigt werden. Die technischen Details und der Bau von Aquädukten, wie etwa der berühmte oberirdisch verlaufende Pont du Gard in Südfrankreich, sind ausführlich bei den römischen Schriftstellern Vitruvius und Frontinus beschrieben.

© RSV

Zur Nivellierung der Wasserleitungen wurde der Chorobat eingesetzt, eine Art große Wasserwaage aus Holz. Dieses Instrument half ein gleichmäßiges Gefälle der Wasserleitungen zu berechnen, um eine konstante Wasserströmung zu gewährleisten. Die Speicherung und Verteilung des Wassers innerhalb der Städte erfolgte über komplexe Systeme aus Zisternen und Verteilertürmen. 

In Carnuntum und anderen Städten war das Wasserversorgungssystem so ausgelegt, dass es auch bei einem Ausfall einzelner Zuflüsse funktionierte. Mehrere Frischwasserleitungen führten durch die Stadtmauer in das Innere der Stadt. Die Straßen enthielten eingebaute Frischwasser- und Abwasserleitungen aus Ton-, Holz- und Steinrohren. Die Wasserentnahme aus öffentlichen Brunnen, welche somit zu wichtigen sozialen Treffpunkten wurden, war kostenlos und unbegrenzt, was auf eine gut organisierte öffentliche Versorgung der Bevölkerung hinweist. Neben der Entnahme als Trinkwasser wurde das in die Stadt geleitete Wasser auch für Badeanlagen und handwerkliche Betriebe wie Walkereien (fullonicae) genutzt. 

© RSV

In Carnuntum wurde Wasser durch gemauerte unterirdische Kanäle von entfernten Quellen in die Stadt geleitet. Diese Kanäle bestanden teilweise aus recyceltem Material, vor allem aus wiederverbauten Bauteilen (sogenannten Spolien), wie beispielsweise bei Ausgrabungen südlich der Zivilstadt entdeckt wurde. Dort wurde ein 170 Meter langer Wasserleitungskanal freigelegt, dessen Abdeckung aus Altmaterial bestand. Innerhalb der Stadt wurden Bleirohre (fistulae) wegen ihrer leichten Bearbeitbarkeit und Dichtheit häufig zur Wasserverteilung verwendet.  Auch Ziegelplattenkanäle für die Frischwasserzufuhr sind für die Zivilstadt belegt, wie die Ausgrabungen im Südbereich der Villa Urbana zeigten. 

© NÖ Landessammlungen

Wasserleitungsrohre aus Ton und Blei © Landessammlungen NÖ, Archäologischer Park Carnuntum (Foto: N.Gail)

In den letzten Jahren rückten die Untersuchungen zur Wasserversorgung Carnuntums erneut in den Fokus der Forschung. Bei Grabungsarbeiten für ein Projekt der EVN-Wasser in Petronell-Carnuntum wurde im Jahr 2017 in etwa sieben Metern Tiefe eine antike römische Wasserleitung entdeckt. Die 14 km lange Leitung, gebaut in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts, versorgte die römische Stadt Carnuntum mit Trinkwasser und ist auch heute noch funktionsfähig. Im Zuge des Forschungsprojektes 'Wasserleitung Abensperg-Traun' wurde 2019 und 2020 durch die Gesellschaft der Freunde Carnuntums und das Land Niederösterreich in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt eine intakte Leitung in der westlichen Vorstadt Carnuntums untersucht. Da sich die Wasserleitung als sanierungsbedürftig erwies, wurde der mit Flachziegel abgedeckte und mit einem Gewölbe ausgestatteten Kanal dokumentiert und repariert. Die Leitung verläuft in bis zu sechs Metern Tiefe und ist sogar begehbar. 
 

    Luftaufnahme von Hermann Schneider / Aussen- und Innenaufnahme des Wasserleitungskanals von Andreas Konecny

    Weiterführende Literatur zu diesem Text:

    C. Gugl – M. Doneus, Zur Wasserversorgung der canabae legionis und des Legionslagers von Carnuntum, in: F. Humer – A. Konecny (Hrsg.), Römische Thermen – Forschung und Präsentation. Akten des internationalen Kolloquiums veranstaltet vom Archäologischen Park Carnuntum und der Gesellschaft der Freunde Carnuntums, 17.−18. September 2009 in der Kulturfabrik Hainburg (St. Pölten 2011) 107–120.

    M. Teichmann – M. Wallner – E. Pollhammer – W. Neubauer, Hydrotechnik und Wassernutzung in der Zivilstadt von Carnuntum, Thiasos 11, 2022, 97–107

    A. Nedelik – B. Petznek, Die Fernwasserleitung zum Legionslager Carnuntum. Auf den Spuren eines antiken Desasters, Römisches Österreich 40, 2017, 117–204

    • Da JavaScript dekativiert ist, werden einige Inhalte nicht geladen.
    • Da dein Browser nicht supportet wird, werden einige Inhalte nicht geladen.
    • Auf Grund von zu geringer Bandbreite werden einige Inhalte nicht geladen.
    • Auf Grund von zu schwacher Hardware werden einige Inhalte nicht geladen.